Was ist eine Zwangsstörung?

Menschen, die unter einer Zwangsstörung leiden, berichten häufig, dass sie eine Handlung wie z. B. das Kontrollieren, ob der Herd ausgestellt ist, sehr lange und mehrmals ausführen müssen. Auch die Beschäftigung mit immer wiederkehrenden Gedanken, Bildern und Impulsen kann viel Zeit in Anspruch nehmen. Ein Zwangsgedanke führt zu Angst und Anspannung. Um diese Angst zu verringern, werden Zwangshandlungen und Rituale ausgeführt. Die daraus resultierende kurzfristige Entspannung und Angstreduktion bewirkt eine Bestätigung und verlangt eine ständige Wiederholung. Dabei werden die Handlungen sowie die Gedanken von Ihnen selbst als übertrieben wahrgenommen. Dennoch können begleitend starke Scham- und Schuldgefühle auftreten, die verhindern, dass Sie Hilfe aufsuchen.

Bei Zwangsgedanken ist es häufig so, dass die Gedanken unterdrückt werden, indem probiert wird, nicht daran zu denken. Selbst wenn Menschen keine Zwangsgedanken haben, gesagt bekommen, dass sie jetzt an einen blauen Elefanten denken sollen, müssen sie automatisch an einen blauen Elefanten denken. Der Unterdrückungsversuch bewirkt genau das Gegenteil. So wird das Zwangsverhalten verstärkt, festigt sich, es entsteht ein Teufelskreis.

Möglicherweise ist es Ihnen nicht möglich, gewohnten alltäglichen Aufgaben nachzugehen. Eine Verspätung beim Arbeitsplatz führt z.B. zu zusätzlichen Problemen mit Ihrem beruflichen Umfeld. Auch Ihre nahen Angehörigen werden in die Zwangsabläufe einbezogen und sind oft fester Bestandteil davon. So werden z.B. der Ehemann oder die Kinder dazu aufgefordert, sich zu duschen oder zu waschen, wenn sie nach Hause kommen. Häufig dienen Ihnen andere Menschen auch der Rückversicherung („Habe ich den Herd wirklich ausgemacht?“). Dies ist sehr belastend für Ihre Angehörigen, die oft auch nicht wissen, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Für Sie ist dieser Umstand eine zusätzliche Belastung, obwohl Sie sich doch schon so angespannt fühlen.

Die Ursachen liegen häufig im Auftreten kritischer Lebensereignisse, wie z.B. eine Trennung, ein Arbeitsplatzwechsel oder der Verlust einer geliebten Person. Erfahrungen im Elternhaus, damit einhergehende Entwicklungen und verfestigte Gedankenmuster können zusätzlich relevant sein.

Ziel meiner Behandlung ist daher, dass Sie in einer vertrauensvollen therapeutischen Arbeitsbeziehung lernen, sich angstauslösenden Gedanken und Situationen zu stellen, ohne auf das bisherige Zwangsverhalten zurückzugreifen. Die Erfahrung, dass die körperliche Anspannung auch ohne Zwangsritual nachlässt und dass die Anspannung bewältigt werden kann, ermöglicht Ihnen zwanghafte Gedanken und Handlungsimpulse zu hinterfragen und neu zu bewerten. Begleitend kommen Verfahren zum Einsatz, bei denen die ursächlichen zwangstypischen Gedanken und Einstellungen erforscht und hinterfragt werden. Da die Erkrankung mit einem hohen Maß an Anspannung verbunden ist, lernen Sie mit Hilfe von Entspannungsverfahren Ihre Entspannungsfähigkeit zu verbessern. Am Ende der Therapie werden Sie dann Einstellungen, Verhaltensweisen und Strategien erarbeitet haben. Diese helfen Ihnen helfen gesund zu bleiben, und Ihre neuen Befindlichkeiten können Sie in den Alltag integrieren.

Quellen und Lesetipp

Baer: Alles unter Kontrolle. Zwangsgedanken und Zwangshandlungen überwinden, Huber.

Lee, Baer: Der Kobold im Kopf: Die Zähmung der Zwangsgedanken, Huber

Reinecker: Ratgeber Zwangsstörungen, Hogrefe